Elke Schönberger

(*1966)

Die Künstlerin Elke Schönberger wurde 1966 in Wien geboren, lebt und arbeitet in Wien. Sie studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Theaterwissenschaft an der Universität in Wien. 1987 beginnt sie sich mit der Malerei zu beschäftigen und profitiert von der Bekanntschaft und dem künstlerischen Einfluss des austro-amerikanischen Malers Henry Koerner.

Nichts könnte die Arbeit von Elke Schönberger unzutreffender beschreiben als der Begriff „Fotorealismus“. Denn statt vermeintlich fotografische Wahrhaftigkeit zu behaupten, stellt die Künstlerin eine solche vielmehr gezielt in Frage. Die äußerst präzise und extrem aufwändig gemalten Bilder zeigen tatsächlich ein hyperreales Abbild einer Welt, die die Realität persifliert. Die gemalten Interventionen reichen dabei von kleinen Verfremdungen in Form von falschen Spiegelungen bis zu topografischen Kontinentalverschiebungen. Der täuschende Mantel des vorgeblichen „Fotorealismus“ lässt den Betrachter erst sich in einer vermeintlichen Sicherheit wiegen, bevor eingelernte Rezeptionsmuster aufgebrochen werden müssen.

Es ist kein Zufall, dass das Ausgangsmaterial dieses in mehreren Jahren entstandenen Zyklus die nächste Heimat der Künstlerin ist und somit jenes Umfeld, dass ihr am besten vertraut ist. Die „Heimat“ dient hier allerdings nicht als Projektionsfläche für das Geborgene und Rurale, sondern ist meist ganz im Gegenteil der Anknüpfungspunkt an das Irreale und Entfremdete. Die Bildentwürfe des Wiental-Zyklus sind meist menschenleer oder zeigen Personen nur als Spiegelbilder, Statuen oder offensichtlich projizierte Staffage. Die Stadt, aber vor allem der Fluss selbst erarbeitet sich mit übernatürlicher Kraft eine fiktive urbane Landschaft, wo die Energie des Wassers neue Küsten erschließt und Strände schafft. Gepaart mit einem meist dämonischen Licht wird klar, dass es hier nicht um Heimat geht, sondern um den Aufbruch zu neuen Ufern, wenn diese auch nur im Kopf bestehen. Es ist höchste Zeit, dass der namensgebende Fluss dieser Stadt eine angemessene künstlerische Darstellung findet. Historisch gesehen war die Donau den Wienern ja nie besonders sympathisch, weshalb dieser Fluss die Stadt auch nur am Rande streift, bar interessanter Denkmäler ist, dafür aber im Zentrum der Klischeeindustrie verhaftet ist. Der Wienfluss hingegen fließt quer durch die Stadt und wurde aber großteils in den Untergrund verbannt, wo er sich nur bei Hochwasser auf subtile Weise (U-Bahn-Ausfall und Kanaldüfte) meldet. Von Schönbrunn über den Gürtel, unter dem Naschmarkt bis zum Stadtpark liegt am – oder eben über dem – Wienfluss das Zentrum der Stadt. Und es ist an der Zeit, dass die mäandernde Flüssigkeit nach oben dringt und sich seine Freiheit und Gerechtigkeit sucht – und sei es nur im Zyklus von Elke Schönberger. Der Zyklus Wiental geht über klassische Stadtvedute und die moderne urbane Landschaft weit hinaus und zeigt zeitgemäß ein Bild der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten dieser Stadt.

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