Jan Stursa

(1880-1925)

Der tschechische Bildhauer Jan Stursa wurde 1880 in Neustadt/ Nové Mesto na Morave geboren. Von 1894 bis 1898 absolvierte er seine Ausbildung an der Staatsgewerbeschule in Horice. Außerdem arbeitete er in der Werkstatt der Gebrüder Zeindler in Berlin. Zwischen 1899 und 1903 studierte Stursa an der Prager Akademie bei Josef Václav Myslbek, dessen Assistent er ab 1908 war. Ab 1916 war er als Professor für Medailleure tätig und wurde schließlich Leiter der Schule für Bildhauerei an der Prager Akademie und 1923/24 deren Rektor. 1904 hatte er einen Studienaufenthalt in Paris und 1907 in Italien. Ab 1907 war Stursa ein korrespondierendes Hagenbund-Mitglied. 1925 nahm er sich in Prag das Leben.

In seinen ersten Arbeiten zeigt sich seine Affinität zur modernen Dichtung, wobei sein „Melancholisches Mädchen“ von 1906, als der Höhepunkt seiner ersten Schaffensperiode gilt. Im Verbund bildender Künstler Mánes lernte er Jan Kotěra kennen, durch den er vor dem 1. Weltkrieg zahlreiche Aufträge für Dekorationen erhielt. Eine Ausstellung der Werke des Bildhauers Emile Antoine Bourdelle in Prag 1909 beeinflusste Stursa stark, was sich speziell bei seiner monumentalen Skulpturengruppe „Arbeit und Humanität“ von 1912–13, am linksseitigen Brückenkopf der Hlávka-Brücke in Prag zeigte. Sein Hauptwerk aus dieser Periode, die „Bauchtänzerin Sulamit Rahu“ von 1910–11, fand international großen Anklang und wurde 1920 durch die Moderne Galerie in Venedig angekauft und dort ausgestellt. 1913 zeigte sein Entwurf für das Jan-Žižka-Denkmal in Prag Einflüsse des Kubismus, jedoch war es seine Statue „Ruhende Tänzerin“ von 1913–14, die schlussendlich als seine beste Arbeit bewertet wurde. Seine bedrückenden Kriegserlebnisse verarbeitete Stursa in dem monumentalen Werk „Der Verwundete“ von 1920–21. Er schuf zahlreiche Denkmäler von bedeutenden Persönlichkeiten der tschechischen Kultur, wie u. a. von Svatopluk Čech, Friedrich (Bedřich) Smetana, Jan Amos Komenský, sowie Büsten von Eduard Vojan, Max Švabinský, Božena Němcova, Marie Hübnerová und Leoš Janáček.

Štursa, dessen Arbeiten sich durch große Gefühlstiefe auszeichnen, zählt gemeinsam mit Myslbek und Otto Gutfreund zu den wichtigsten tschechischen Bildhauern des beginnenden 20. Jahrhunderts und den Begründern der modernen tschechischen Skulptur.

Quelle: [aus: Pappernigg, Michaela (Bearb.): Kunst des 20. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie des 20. Jahrhunderts, Bd. 4: S–Z, hrsg. v. d. Österreichischen Galerie Belvedere, Wien 2001, S. 133] – Biographie

Quelle: Publikation: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 15f. (Österreichisches Biographisches Lexikon)

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